2 Kasım 2025 Pazar

Meine Stellungnahme zur BbA-Kundgebung zum 7. Oktober

 

https://bayern.vvn-bda.de/in-gedenken-an-die-opfer-des-antisemitischen-terrors-vom-7-10-2023/

Die Erinnerung an die Opfer des 7. Oktober 2023 ist selbstverständlich legitim und notwendig. Das Massaker der Hamas war ein schreckliches Verbrechen, das Zivilistinnen und Zivilisten betraf, das sich durch seine Brutalität in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Dennoch verdient die Art und Weise, wie der BdA den Anschlag und seine Folgen beschreibt, eine differenzierte Betrachtung.

Die pauschale Bezeichnung des Anschlags als „antisemitischen Terror“ finde ich problematisch. Die Hamas ist zweifellos eine radikal-islamistische und gewaltorientierte Organisation. Dennoch war das Massaker vom 7. Oktober zugleich ein politisch-militärischer Angriff innerhalb eines langjährigen, territorialen Konflikts. Unter den Opfern und Geiseln befanden sich auch Nicht-Juden – etwa thailändische, nepalesische und arabisch-israelische Zivilisten. Eine ausschließlich antisemitische Deutung greift daher zu kurz, weil sie die komplexen Motive – darunter politische, militärische und symbolische – unzulässig verkürzt.

Eine solche Verkürzung trägt zudem zur Polarisierung bei, die der Redetext selbst beklagt: Sie erschwert das Mitgefühl für alle zivilen Opfer, sowohl israelische als auch palästinensische.

Besonders auffällig ist, dass die BdA-Erklärung zwar die Leiden der palästinensischen Bevölkerung erwähnt, diese jedoch fast ausschließlich als indirekte Folge der Hamas-Verbrechen beschreibt. Dabei ist die humanitäre Katastrophe in Gaza – mit Zehntausenden toten Zivilisten, zerstörten Krankenhäusern, Hunger und Vertreibung – nicht nur eine „Vergeltungsoffensive“, sondern eine eigenständige Tragödie, die völkerrechtlich kontrovers diskutiert wird. Ein antifaschistischer Verband, der sich den Werten von Humanität und internationaler Solidarität verpflichtet sieht, sollte sich bemühen, alle Opfer ziviler Gewalt gleichermaßen zu würdigen, unabhängig von Religion oder Nationalität.

Kurzum: Das Gedenken an die Opfer des 7. Oktober darf nicht in ein einseitiges Narrativ münden, das die moralische Verantwortung ausschließlich einer Seite zuschreibt. Gerade antifaschistische Organisationen sollten Brücken bauen, differenzieren und auf die universalistischen Werte verweisen, aus denen ihr Engagement einst entstand: Menschenwürde, Friedensfähigkeit und Solidarität mit allen Unterdrückten.